Mittwoch, 13. Juli 2011

summertime, and the living ain't easy.

der sommer ist immer so. "ich habe deinen flickr-stream durchgeguckt. da sind jedes jahr die gleichen fotos drin, fast auf den tag genau." sagt ruben. so ist es halt, das leben, mein leben, alle jahre wieder (seit so wenigen jahren erst). an meinem schreibtisch sind jeden sommer irgendwann plötzlich 34°c, ich ziehe am morgen ein kleidchen an und croc-heels, sage den balkonpflanzen guten morgen, fahre mit dem cruiser durch die stadt zur arbeit, habe keinen hunger und überstehe den tag mit pink grapefruit-saft, möhren mit quark und zitronen- und mangoeis von pornofino. nach der arbeit gehen wir auswärts essen, widerwillig und viel zu oft; wochenends essen wir daheim à la ottolenghi und ich hänge die laternen auf, weil der mond über dem nachbarhaus dann doch nicht zur beleuchtung reicht. die tage sind vollgepackt mit schwitzen, laufen, denken, tun, sonne, musik, plänen, pflichten, warum sind da nur so wenig white spaces, so wenig zeit für liegen und lieben und lesen und wäsche und nichtstun? am abend liegen r. und ich im dunkeln und er sagt mir, und ich sage ihm, wie sehr ich ihn, wie sehr er mich vermisst, und dass es bald wieder anders wird, mit dem zu wenig zeit haben füreinander, weil es immer anders wird. der sommer ist voller musik, draussen im zelt, alle jahre wieder. diesmal weinen mit alex bei olafur, tanzen mit r. bei ferry, wippen mit gina und renate bei samuel beam, gänsehaut mit matze bei lovett und dazwischen - natürlich - weltuntergangsregen und flammkuchen und waffeln und sprizz. und es ist wie nie, natürlich auch. ich habe nur noch ein paar schlüssel am bund, ein neues zuhause, viel weniger zeug. alles ist einfacher, auch wenn immer noch kisten herumstehen, immer noch mehr weggeworfen werden muss. bei der arbeit ist es lustig wie nie, überhaupt, wie nie, hasenalarm, silberfischfun. auch wie nie ist der tribe, den ich mir tatsächlich so langsam zusammensuche, -bastel, -pflege, wie schön, dass es euch gibt, please don't go away, obwohl so wenig zeit ist. ich habe mich noch nie so sorgfältig mit spf 50 eingecremt, mehrfach am tag, bin noch nie so weit gelaufen, habe noch nie so viel ruhe gefunden wie bei 10, 14, 16k, am morgen vor der arbeit, wtf?, ich erkenn' mich nicht wieder. alles ist gut wie es ist, sonst würde ich es ja auch anders machen. nur ganz manchmal, da frage ich mich bei der lektüre von blogs, die ich längst hätte aufhören sollen zu lesen, beim wieder (und wieder und wieder) lesen dieser einen dear sugar kolummne, ob es nicht doch anders sein sollte, ich es nicht doch anders machen sollte, ob es nicht zu wenig ist, so wie es ist, zu egoistisch, zu wenig evolution - obwohl es doch so viel ist, so gut, so viel mehr, als ich je dachte, dass ich haben könnte. aber dann gucke ich um mich herum, sehe all die, die es anders machen, und bei denen danach auch wirklich alles anders ist und nichts mehr funktioniert, egal, wie gut sie aussehen, dabei, wie stylisch, und dann denke ich: nein, wirklich nicht. aber eine schmerzende halbe millisekunde davor, da frage mich, wie mein leben in den many worlds aussieht, an welchem wohnungsfenster in welcher stadt ich stehe, wie es dort aussieht, wer bei mir ist, und ob ich glücklich bin. und natürlich kenne ich die antwort. melancholie, langweilig wird sie nie immer. auch das ist im sommer, ach was, zu jeder jahreszeit so. "wer hat dich verändert?" hat jemand auf formspring gefragt, vor ein paar tagen. "ich mich selbst" habe ich geantwortet, supersmart, haha, aber viel wahrscheinlicher ist ja, dass man sich nie wirklich ändert, so wie die jahre sich auch nie ändern, eigentlich. man hat das alles früher einfach nur nie kapiert, verstanden, begriffen, durchschaut. der sommer ist so, wie er ist, und man ist schon immer so gewesen, wie man ist. nur - und das habe ich schon vor ewigkeiten festgestellt, ich schlaues ding -  werden einem irgendwann die regelmäßigkeiten und zusammenhänge klar, wird man mit den jahren knochiger, dünner, weniger und mehr zugleich, weil man die umschweife verliert, immer klarer wird, wie ein bild, das man langsam scharf dreht, im sucher der kamera, oder (wenn man das nicht hingekriegt hat) in photoshop. ganz vielleicht ist es aber auch wie ein klick auf diese zutiefst irritierenden post-foto-fokussierbaren fotos. weil alles so ist wie immer, wie nie.

[nachtrag. qed: 2009, 2010; bisschen früh dran, dieses jahr, mit der durch überarbeitung ausgelösten emoerkältung.]