Sonntag, 26. August 2007

reading. [#5]

"umso besser fühlt charly sich im auto. gewiss, das liegt zum einen daran, dass bewegung in form von autofahren für die ewig ruhelose seele der kleinste gemeinsame nenner und die müheloseste form von veränderung und tat ist. wenn sonst schon nichts sich wandelt und man selbst auch nicht in der lage ist, einen wechsel der situation herbeizuführen, lenken und gasgeben kann man immer, und die räumliche und zeitliche distanz, die man überwindet, beruhigt und bannt die ungeduld, diese mutter aller untugenden, der alles lieber ist als das, was ist, und deren gier nach veränderung (im grunde der reine nihilismus) man mit autofahren ein preisgünstiges opfer bringen kann. es liegt aber auch an seinem einsamkeitspathos. die eigentümliche freude am autofahren bedarf des gefühls, alleine zu sein, denn sowohl zu hause vermisst zu werden und sich zu seinen lieben zurückzuwünschen als auch ein ziel zu haben, das einen anlockt und anzieht, lenkt davon ab, den zustand geniessen zu können, diese eigentlich paradoxe kombination aus geborgenheit und einer wunderbaren illusion von freiheit, der nämlich, in jede richtung überallhin zu können, wollte man denn irgendwohin, aber zugleich nirgendwohin zu wollen."

[michael kleeberg. karlmann.]