Mittwoch, 6. September 2006

rubberducky.

in den zeiten dazwischen, da war stevo für mich australien. er war mein sonnmittägliches heimweh nach oz-ritual auf rtl zwei, meine wöchentliche dosis aussie accent. von stevo hab ich gelernt, warum die redbacks so gern unter meinem melbourner schreibtisch leben wollten (backsteinwände sind cooler als bäume!), warum melbourne besser als sydney ist (keine funnelweb spiders!) und was der dingofence ist. in den zeiten dazwischen, da war stevo für mich australien, genau so wie vegemite toasts und timtams für mich dann immer australien waren, und longdistance phone calls und feeling like shit.
fast alle australier die ich kenne mochten stevo kein stück. das war nicht verwunderlich, denn stevo war all' das, was australier an sich selbst nicht ausstehen können, und zwar ins unmögliche gesteigert. er war laut, sonnenverbrannt, brash und colourful, hatte eine vollkommen ungefilterte, aggressive liebe zu seinem land und dessen natur, trug grundsätzlich nur outback klamotten und blunnies und dazu auch noch den breitesten aussie accent possible. stevo war ein echter aussie bloke. stevo hatte sicher auch ein duzend dieser neopren-xxxx bierdosen cover zu hause, warf sicher am liebsten am samstag nachmittag eis und bierdosen in die kühlbox und irgendwelche tierstücke auf den grill und liebte cricket und rugby. dass er seine familie liebte, so wie aussie blokes nun mal ihre familien lieben, ein bisschen clumsy, aber innig und von herzen, das konnte man in seiner sendung sehen. aussie blokes nehmen ihre babies halt auch mit in den croc compound, so sind sie halt. das ausgerechnet einer wie er, ein queensland bloke (queensland, das texas australiens), weltweit als typischer australier bekannt wurde, das war für die gebildeten, großstädtischen victoria-australiern die ich kenne, unendlich peinlich und kaum auszuhalten. stevo, das war das rauhe, schmuddelige, prollige und uncoole australien. dass ich als einwanderungswillige europäerin stevo genauso innig liebte wie footie, something for kate und vb, das verzieh man mir immer nur so halb. zu peinlich halt, der croc hunter.
irgendwann sah ich mal diese regierungsfernsehspots mit stevo, in denen er erklärte, was alles schlimmes mit der australischen natur passieren kann, wenn man sich nicht an die quarantine-regeln hält, und da erst wurd mir klar, dass er unter all dem aggressiv tolpatschigen schlangenärgern, spinnenschleudern, wombatwerfen und crocsniederwrestlen eben nicht nur ein leichtsinniger, wahnsinniger aussie bloke war, sondern eigentlich ein echter conservationist . ein typ, total verknallt in sein seltsames land und dessen seltsame tierwelt, auf diese aussiebloke art zugleich abgebrüht und emotional, schlau und leichtsinnig. auf meinem letzten rückflug von australien, bei dem ich schon irgendwie wusste, dass es der letzte sein würde, da hatte cathay pacific seinen croc hunter spielfilm im programm, und ich hab ihn zwischen melbourne und hongkong vier oder fünf mal geguckt, weil ich einfach nicht weinen konnte, während stevo crikey! brüllend auf crocs draufsprang und mit seiner nervigen amerikanischen ehefrau (noch so eine sache, die australier an ihm nicht leiden konnten) böse crockiller jagte.
heute aber, da musste ich einzwei tränen weinen. stevos kumpel und produzent john stainton war bei larry king. 'was he conscious when he arrived on the boat?' hatte larry gefragt, und der gute john, auch so ein sonnenverbrannter aussie bloke, basal cell carcinoma auf der nase spätestens mit sechzig, abgebrüht und emotional zugleich, konnte nicht mehr reden, sondern stammelte unter tränen immer wieder 'rubberducky...rubberducky...he...he...he was....rubberducky...he was dead...on the rubberducky.' und die vorstellung dass stevo, der unverwundbare stevo, hundertmal gebissen von schlangen und spinnen, duzende male angeknabbert von crocs und trotzdem immer ganz geblieben, tot in einem rubberducky über dem great barrier reef lag, getötet von einem tier, das eigentlich nicht mal wirklich tödlich ist, die ging einfach nicht in meinen kopf hinein, und geht immer noch nicht rein.
aussie blokedom, it will never be the same.