Donnerstag, 16. März 2006

and by the way i'm out of control.

stillife. [water, incense, drums.] setlist. aerial view.
fahren wir mal wieder in die schweiz, unter der woche, ist ja immer schön, in der kaserne in basel ja ganz besonders. auf dem weg dorthin erstmal die amotivation (with a capital a) des tages ertränken abschütteln, auf dem rücksitz kann man ja auch getrost vodka redbull trinken, je eher desto besser desto weniger bier á 7CHF später. eine dreiviertel stunde fahren und zwei vodka redbull auf leeren magen später, schon angemessen ausgelassen und aufgedreht offensiv, immer her mit dem aktiven exorzieren, und immerhin tut die kleine hotelfachfrau im hotel basilisk so, als würde sie im schrank mit den vergessenen sachen nach meiner sonnenbrille suchen und beim rausgehen sagen thomas und ich, zeitgleich, die hotelputzfrau trägt die jetzt. egal, nein, gar nicht egal.
es ist komisch, wieder in der kaserne zu sein, danke, liebe emotionale topographie. dass es so dermassen creepy werden würde hatte ich nicht erwartet, dabei ist es heute soviel leerer, dabei sind die leute heute so ganz anders, dabei bin ich heute mit anderen leuten hier, und die stimmung ist anders, und der merchstand steht auch an einer anderen stelle. was nicht anders ist: das hier ist immer noch die schweiz, die indiejungs sind immer noch hübscher als sonstwo, und der hübscheste indiejunge kommt ausgerechnet aus dem thomas sein' dorf. klein, dieses land. derweil guck ich die türen an, und denk daran wie es dahinter aussieht, und das ist alles extremely weird, so, überhaupt alles, und später guck ich die tür hinten auf der bühne an, als wenn jemand den man sehen will da letztendlich rauskommt, wenn man nur lang genug drauf starrt. wär das doch alles so einfach.
vorband: revolt. let's party sound like its nineteen-ninety-ninefour, oder so, und sie sind eine gute vorband für blackmail, die drei herren aus berlin bielefeld [universal truth, vor kurzem belehrt worden: jede erfolgreiche band kommt eigentlich vom dorf, das wird noch was, mercredis.] mit dem vertrag bei der universal(!) und dem debütalbum im mai. krachige gitarre, mit schmerzhaft posiger haltung dargebotenen gute, fette basslinie, aggressive drums, hohe gesangsstimme. passt schon so, die können das, was sie machen. ich frag mich nur die ganze zeit, an wen mich die stimme des sängers erinnert, und es will mir nicht einfallen. sänger abel selbst meint später, er würd immer mit brian molko verglichen, und das trifft es irgendwo, ja, aber den meinte ich nicht. vielleicht nicht was für meinen privaten hausgebrauch, aber sehr passend für den heutigen abend, und weitaus besser als der übliche vorband fodder und ich wünsch den herren, dass sie nicht bald eyeliner tragen und sich ihr bandlogo in den nacken tätowieren lassen müssen, denn so läuft das ja, bei den majors. hab ich so gehört. thomas begleicht derweil die schulden die er seit einem viertel jahr bei mir hat in bier, immer her damit, und während wir da so stehen und warten, bewegen wir uns von slightly tipsy to ever so slightly drunk und dann zündet ein roadie thailändische räucherstäbchen undefinierbarer sorte an, ach, so ein konzert soll das werden? auf zwei weissen, runden leinwände hinten auf der bühne fangen projektionen an, strassen, brücken, stadtszenen, häuser, sieht alles sehr nach köln aus, und dann kommen die herren blackmail auf die bühne.
aydo abay & carlos ebelhäuser. [blackmail.] carlos ebelhäuser. [blackmail.] just talking to the kids. [aydo abay.]
ich hab zwar schon lobpreisungen über diese band geschrieben, was tut man nicht alles für geld, aber bisher hab ich sie nicht so richtig verstanden, diese band, und ihre musik auch nicht, und kurz bevor sie anfangen frage ich mich, wie es wohl wird, das konzert, denn immerhin hatten mir gleich mehrere menschen mit fachkompetenz in letzter zeit erklärt, dass diese band live total scheisse sei, und unfreundlich noch dazu und überhaupt nicht sonderlich nett und die musik sowieso und grundsätzlich total unverständlich und unzugänglich. das einzige was ich erwarte, sowieso und immer, ist, dass mich irgendwas von dem was auf der bühne passiert, berührt, für einen moment nur. ja, ich hab ja vor kurzem verstanden, dass jedes konzert eh nur die reproduktion eines lang vorher stattgefundenen originär künstlerischen moment ist, und auch deswegen ist das meine minimalanforderung, dieser eine moment connection, einen moment den bis auf paula, qotsa und the coral bisher doch wirklich jeder irgendwie hingekriegt hat, selbst revolverheld und die prinzen, das sollte doch zu machen sein heute. und das ist zu machen, klar doch. dauert dazu auch noch nicht mal lange, sie haben mich viel schneller als erwartet, die herren blackmail. ich versteh' die musik und warum sie auf irgendeinem level dann doch funktioniert und diese gegenläufigen melodien immer noch nicht, aber vielleicht muss ich das heute einfach auch nicht. blöder nichtssagender satz, yeah, aber es rockt halt einfach, denken wir mal nicht grossartig nach, so zur abwechslung. ich hab diese art gitarrensound, diese art dunklen schonirgendwiebombast sehr selten nötig, vielleicht an zehnzwölf tagen im jahr, aber heute ist so einer, wer hätte das gedacht, gutes timing. liegt vielleicht aber auch an der stimmung, dass sie mich so schnell haben, denn die ist vom ersten moment an gut. der über-fan in der ersten reihe wird mit handschlag begrüsst, und da ist eine herde betrunkene teenies, die sich nach drei songs die t-shirts von den körpern reissen und zum offensichtlichen amusement der band auf der bühnenkante kopulation simulieren (how i wish i was kidding) und stage-diven wollen, was keine so gute idee ist, wenn der rossstall zwar gut gefüllt, aber nicht ausverkauft ist. aber immerhin bringt mir eins der t-shirtlosen kinder mitten im konzert bier mit, das ist doch was, und vorallem ist die musik, yeah, wir sind überrascht, echt jetzt, gut. ein drittel aerial view, ein drittel friend or foe?, ein drittel älteres, und der sound stimmt auch, immer weg mit dem cheapo ohrschutz, und thomas und ich spielen die ganze zeit vollkommen bescheuert und schamfrei luftgitarre und trommeln rhythmen auf körperteile. aydo abay ist erschreckend schnuckig, so als schönes add-on, die gitarre schwurbelt ziemlich wüst rum, der bass ist knarzig, und der drummer ist irgendwo in einer anderen spähre, und es passt so, alles. höhepunkt des konzerts, zweifelsohne, und der moment wo sie mich dann endgültig haben, für dreivier minuten, moonpigs, everyone get in, even you misfits... it's all that we need | it's all that we force | it's all in the greed when i hear you call | and by the way i'm out of control...wunderbar lakonisch der chorgesang, immer her mit dem kontrollverlust, ach nee, den haben wir ja sowieso schon, und das konzert kulminiert nach siebzig minuten in einer dreizehnminütigen orgie von 'friend', womit die herren mein gitarrensoli-soll fürs quartal übererfüllen, mit nur einem song, das muss man erstmal schaffen, beziehungsweise wollen, aber auch das passt dann schon. und dann ist es vorbei, das konzert, danach ein letztes bier, mädchenunterhaltungen auf dem klo, einen sauigen blauen fleck erstolpern, ein typ fällt zweimal ungebremst und sturzbesoffen von einem der hohen weissen hocker, ich übe im biergeführten blindflug meine pseudo-journalistische tätigkeit aus, und was die band angeht, so sind die teile, mit denen ich rede, ausgesprochen nett. wird sicher nett in freiburg, später im jahr, ist ja erst im nächsten quartal, und das gitarrensoli-soll dann auch wieder leer. um halb eins gehts dann auf nach hause, ich glaub der trick zum nach hause gehen ist einfach der, dass man mit leuten weggeht, ohne die man nicht nach hause kommt, die erfolgsquote was diese taktik in verbindung mit der kaserne angeht, beträgt bisher immerhin ganze fünfzig prozent. und nach eins dann am stadttheater aus dem auto steigen und schlagartig so richtig betrunken sein, fucking hell,wie und warum und überhaupt eigentlich schon wieder? und drunk dialling gemacht, und zu hause das neue t-shirt anziehen und mit letzter energie auf die idee kommen, noch was zu essen, wie sie das immer machen, die katervermeidungs-skills, dass sie nicht verloren gehen, und schliesslich halbschlafend und monologe führend im bett sitzen und mal wieder meinen, jemand wär da, der nicht da ist. rather tragic, that. passt halt mal wieder alles. and by the way i'm out of control.