Samstag, 17. September 2005

wahlkreis 157. [more fun with your erst- und zweitstimme.]

die wahlplakate der grünen in freiburg sind seit ein paar tagen teilüberplakatiert: zweitstimme grün, steht da jetzt, auf dem bild der hübschen frau andreae. sie will, dass ich meine erststimme gernot erler gebe. hier unten, im heartland der grünen grassiert die angst, dass bei erststimmverteilung der vielen dasherzschlägtlinks menschen hier unten auf linke, grüne und spd am ende die kandidatin der cdu lachende vierte sein könnte. dazu das wissen um die gefährlichen überhangmandate! panik!
nur deswegen die neuen plakate. und nur deswegen verteilten spd und grüne auf der kajo heute noch einmal informationen über den unterschied und bedeutung von erst- und zweitstimme. immer wieder schön, sowas les ich gerne. ist ja wichtig, dass die wahlberechtigten wissen, was sie tun und warum sie das tun sollen, und in the grande scheme of things denken.

anfang dieses jahrtausends, sicherlich ausgelöst durch irgendeine vorlesung im staatsrecht, ich erinner mich nicht mehr genau, da sass man im kreis einiger jurastudenten zusammen und sprach über wahlrecht. über die vor- und nachtteile unseres personalisierten verhältniswahlrechts. erst und zweitstimme, erststimme für den wahlkreiskandidaten, zweitstimme für die landesliste, zweitstimme ist kanzlerstimme. die sätze kennt man ja.

meine liebe freundin tina sass auch in der runde, deutlich verwirrt. "ich hätte mit meiner erststimme helmut kohl wählen können, 1998. hab ich aber nicht gemacht." verkündete sie.

erst gab es gelächter. und dann fiel man kollektiv über sie her. dass das nicht der fall gewesen sein könnte. dass sie sicher nicht richtig gelesen hätte. dass sie den unterschied zwischen erst- und zweitstimme wohl nicht richtig verstanden habe. und das als angehende juristin! und tochter eines spd lokalpolitikers! großes gelächter. hahahaha.

tina sehr geknickt, natürlich, everyone else befriedigt auf einer welle des besserwissertums treibend.

einige wochen später sass man wieder beisammen. tina hatte über ihren vater, den lokalpolitiker, irgendwie noch einen stimmzettel der bundestagswahl von 1998 auftreiben können. sie zeigte ihn stolz herum.

keiner hatte bedacht, dass tina im wahlkreis 157 wählen gegangen war.