Donnerstag, 15. September 2005

on the last day of summer.

letzte blüte.
es war kein guter balkon sommer. ich habe nichts gepflanzt, kein dschungel in diesem jahr, keine wicken als blickschutz, keine sonnenblumen, gar nichts. zur pflanzzeit, ende april, anfang mai, da war ich zum einen in vieler hinsicht sowas von hinüber, dass für solche aktionen keine energie übrig war, zum anderen war das wetter so schlecht, dass an pflanzen gar nicht zu denken war. ende mai erst, als das wetter so saugut war für ein paar tage, da habe ich auf dem münsterplatz die ersten pflanzen gekauft: geranien. kein sommer ohne geranien, fifties look, textmarkerfarben und opa-tribute in einem. mein opa, der passionierter geraniengärtner, massen an stecklingen im glashaus über den winter, der geruch von geranien immer an ihm, all year round. zu hause und klein sein und sommer und glück und geborgenheit.
ende mai hatte sich besuch angesagt für ein wochenende, es war heiss, aber auf dem balkon war noch winter, alles tot und leer und hässlich, und ich räumte die leeren töpfe und balkonkästen weg, schrubbte den boden, holte den sonnenschirm raus und kaufte geranien. eine normale rosefarbene, und diese pinkviolette schmetterlingsgeranie, niezuvorgesehen, so eine seltsame geranie, üppig, riesig, intensiv. das aufräumen und geranienkaufen funktionierte gut, wir sassen viel draussen an dem wochenende, des tags und des nachts, spärlich bekleidet, denn im breisgau war es tropisch, ende mai, flickr-untaugliche photos mit der violetten schmetterlingsgeranie im hintergrund, wie sie tapfer blühend vor der im mai noch kleinen nichtblühenden phlox steht.
fast wär sie gestorben; einmal, weil ich mich ewig nicht aufraffen konnte zum umtopfen weil keine erde da war, und ein zweites mal, als ich ein bisschen zu lang weg war, im juni irgendwann, da war es heiss, und andrea hatte in meiner abwesenheit nicht gegossen, natürlich nicht, aber dank radikalschnitt, viel giessen, streicheleinheiten, dünger und gesprächen erholte sie sich und blühte wieder, die tapfere geranie, und liess sich auch nicht von den blattläusen anstecken, die die fette henne langsam dahinrafften.
heute hat sie die wohl letzte blüte aufgemacht. immer noch ganz tapfer, trotz regen und hagel in den letzten tagen und fieskühlen nächten. danke, geranie. er war schön mit dir, dieser seltsam balkon- und blumennarme sommer. dieser seltsame sommer.