Dienstag, 3. Mai 2005

walking in my shoes.

[oder: manchmal, nur manchmal, ist mademoiselle eine 'typische frau'.]

zweiter sommertag, universitäre verpflichtungen, man will gleichzeitig entspannt und presentable sein bei diesem wetter, also rein in die sommerklamotten (alle zu gross, alle, aber nackt in den wuv kurs geht ja nicht), das rosa fcuk t-shirt, das der bruder mir geschenkt hat letztes jahr, und die fast totgeliebten black capris und dazu die schuhe, die lieblingsschuhe. oh. ja. zum ersten mal in diesem jahr.

die lieblingsschuhe.


sie sind nicht aussergewöhnlich, sie sind nicht meine teuersten, im gegenteil (meine teuersten schuhe kosteten das sechsoderachtaufjedenfallvielmehrfache), aber sie sind die liebsten, hands down.

es war ein sonntag, es war september, es war 2002, es war kurz vor evan's geburtstag und es war frühling, mit einem mal.
in melbourne heisst das aus dem stand schon mal 30°C (so wie hier, die letzten tage), und ich wollte zu den geburtstagsfeierlichkeiten den denim skirt anziehen und dieses rückenfreie top aus london, und dazu passten keine schuhe die ich für den winter in melbourne ans ende der welt geschleppt hatte.
also raus, schuhe kaufen, ausgerechnet zu highpoint, dem fiesesten einkaufszentrum von melbourne (aber schön nah an zu hause), ausgerechnet an einem sonntag, rein zu myer, wohin auch sonst, mit kirsty, evan's schwester

and diesem tag gab es 30% rabatt auf schuhe und -unglaublich aber wahr- bonds unterwäsche.
der exzess war vorprogrammiert.

da waren sie, ich weiss noch genau wo sie gestanden haben, sie, die perfekten sommer high heels.
hoch, aber nicht zu hoch. der absatz nicht zu schmal, durchaus gehtauglich und den beinen schmeichelhaft. aber vor allem sind sie eines: sie sind schön. und der riemen, er ist tief. geschnitten.
tief. sehr tief.
tief ist gut.

ich habe das, was man 'einen hohen spann' nennt. das zu haben ist unpraktisch.
slides, alles mit einem einzigen riemen über dem fuss passt fast nie, ist immer zu eng. ach was sag ich: fast alles was hübsch ist für sommerliche füsse ist zu eng.
meine bauerngene sind schuld daran, denke ich. diese füsse und die kurzen (und dazu noch sehr muskulösen) beine und diese hüften wurden von der evolution auf kartoffelernte am niederrhein gepolt, nicht auf manolo blahniks.
aber who cares?

diese schuhe aber, myers 'miss shop' eigenmarke auch noch, sie waren perfekt, der riemen sitzt so tief, das er so gerade eben hinter den zehen ist, das macht den hohen spann fast sexy, sie passten perfekt, 69.95 aus$, dann noch -30%, das macht dann 48,96 aus$ (das heisst 29€ (!), hammer), klar doch, jederzeit, her damit. es war eine entscheidung von sekunden.

[später dann das gesparte geld -und mehr- für waren von bonds ausgegeben. unter anderem für einen türkisen schlafanzug mt tropisch angehauchtem paisley print. auch immer noch ein favourite. das war ein erfolgreicher sonntag.]

diese schuhe begleiten mich nun schon 3 sommer lang, einen australischen und zwei deutsche. sie waren an vielen spannenden orten, in vielen spannenden städten, sie waren auf partays und konzerten und im nachtleben und bei der arbeit. sie wurden und werden zusammen mit vielen schönen dingen getragen, sie sind fast universelle einsetzbar, am wohlsten aber fühlen sie sich mit röcken oder capris, nicht unbedingt mit langen jeans, dazu ist ihr ausschnitt ein bisschen komisch.

ich fühle mich fantastisch in diesen schuhen. ich fühle mich gross.
ich laufe confident und glücklich und kraftvoll in ihnen. vielleicht nicht unbedingt gerne mehr als 5km oder so, aber who cares.
schönheit darf manchmal ein wenig schmerzen.

der einzige nachteil der schuhe ist ihre lautstärke, sie sind nicht juristischesseminar tauglich, diese schuhe. auch auf treppen sind sie laut, ausser man spannt die füsse extrem an, gibt sich viel mühe, damit sie nicht nachklackern, das ist ein bisschen mühsam und sieht sehr dumm aus, wenn man betrunken ist.
aber das ist schon alles.

gestern taten sie ihre magie, diese schuhe.
reinschlüpfen, zack, der sommer ist da; alles klasse, alles toll.

nach der uni gleich noch ein bisschen durch die stadt gelaufen, stimmt ja, diese schuhe sie sind soviel besser als die schuhe des winters mit ihren kleinen pointy absätzen mit denen man immer im kopfsteinpflaster hängenbleibt. ich bin die königin der strasse.

ich bin extra noch einen kleinen unweg gegangen, zum ökosupermarkt, nicht nur zum reformhaus, für tahin und sojamilch.
ja, es war wegen des schönen gefühls, es war, weil es ihnen nach auslauf verlangte.

das waren meinen 'ichbinauchmanchmaleinkleinesüberdrehtesmädchen' fünf minuten der woche.

dies sind übrigens meine anderen lieblingsschuhe. ich habe diverse andere lieblingsschuhe, aber dieses paar hier, das ist in den top 3.
sie passen weder gut zu röcken, noch zu capris, und auch zu jeans sehen sie nicht sehr gut aus.

sie machen schrecklich fette fesseln und waden, was bei meiner statur einem alptraum gleichkommt. die farbliche gestaltung entspricht gar nicht meinen vorlieben. ich habe sie in der outdoorabteilung von mode & sport in leinfelden-echterdingen gekauft (direkt an der autobahn zum stuttgarter flughafen gelegen) während eines meiner schlimmsten studentenjobs, im sommer 2003.
auch auf diese schuhe habe ich rabatt bekommen, auch 30% glaube ich, und sie sind trotzdem mein zweit- oder dritt teuerstes paar schuhe. sie waren jeden cent werde, diese meine schätzchen von lowa.

auch diese schuhe waren schon an vielen tollen orten mit mir, und haben viele tolle dinge erlebt.
wir sind zusammen auf bergen gewesen, wir sind geklettert und sie haben über dem abgrund gebaumelt. sie waren schon viel im schnee, und auch den mochten sie gerne. sie haben nachts immer brav auf mich gewartet, in den trockenräumen von alpenvereinshütten.

in vieler hinsicht waren diese orte oft schöner als die partays und städte und konzerte auf denen ich mit den anderen lieblingsschuhen war.

ich kann mich noch genau an den moment erinnern, als ich das erste mal meine füsse hineingesetzt habe in diese schuhe.
ich hatte einen ganzen tag lang die lieblingsschuhe angehabt, bei diesem schlimmen, deprimierenden studentenjob in leinfelden-echterdingen, mitten in den heissesten wochen des megasommers 2003, zudem war ich auch noch durch halb stuttgart getreckt, weil ich mich geweigert hatte, dort draussen am ende der welt im hotel zu wohnen. ich wollte mein stammhotel in downtown haben. meine füsse waren müde.
diese schuhe, sie fühlten sich an wie ein federbett. wie ein festes, freundliches federbett. es war nachhausekommen.
diese schuhe, nein: stiefel, eigentlich, sind für meine füsse das, was mein (zugegebenerweise noch viel pervers viel teureres) tempur kissen für meinen kopf ist. sie sind auf die gleiche art liebevoll streng, zuverlässig und nachgiebig zugleich.

ich fühle mich fantastisch in diesen schuhen.
stark. kraftvoll. grounded.
kein stein kann mich umwerfen, kein bach nass machen, kein moos zu fall bringen, kein schnee mich ausrutschen lassen, kein schlamm. kopfsteinpflaster? welches kopfsteinpflaster? gib ruhe, baby.

ich laufe ausdauernd und glücklich und kraftvoll in ihnen.
laufen in ihnen macht immer spass, egal wieviele kilometer. sie sind nie zu heiss, nie zu kalt, sie sind nie feucht innen, nie, sie passen perfekt.

auch diese lieblingsschuhe machen gute laune, sobald ich mit den füssen hineinschlüpfe und loslaufe. auch sie brauchen auslauf. zu dumm, dass für angemessenen auslauf, für wildnis, gerade keine zeit ist. zu dumm auch, dass sie so extrem hässlich sind. denn sonst, sonst würde ich sie sicher öfter, wenn nicht gar jeden tag tragen.

ach was. würde ich nicht. bequemlichkeit ist overrated, was schuhe angeht.
das versuche ich zumindest, mir täglich einzureden.
ausserdem gibt einem nichts so ein gutes gefühl, so einen guten gang, wie ein gutes paar heels.
jeder schuh hat seine zeit.

franziska hat kürzlich den passenden satz aus dem stern zitiert:
"die wahrheit über schuhe: je besser du dich darin fühlst, desto schlechter siehst du darin aus. diese bedauerliche tatsache gilt im übrigen auch für unterwäsche, sportbekleidung und sitzmöbel."
hach.
schuhe.
ja.

[so. und jetzt bin ich wieder normal. und barfuss am schreibtisch, ausserdem.]