Dienstag, 17. Mai 2005

eingeschläfert.

während ich mit der panischen, eingekorbten katze im op auf den tierarzt warte, da höre ich wie im behandlungsraum nebenan ein tier eingeschläfert wird.

nein, sie ist nicht laut, diese aktion. ich höre nur das gespräch darüber. ich höre die prozedur.

es geht um ein meerschwein.

die besitzerin und ihr sohn saßen neben mir und der katze im wartezimmer. sie hatten schon damit gerechnet, das arme vieh, jung noch, erst 4, seit fünf tagen fast reglos, frisst nicht, macht nichts, hockt in der ecke. schlechtes gewissen, weil sie es allein gelassen hatten über pfingsten.

ich höre, dass der arzt die körpertemperatur des meerschweins misst, sie ist niedrig, viel zu niedrig, das kleine tier hat kreislaufversagen, kühlt schon aus.

"nein, zu retten ist es nicht." sagt der arzt.

die besitzerin ist gefasst. der arzt sagt die üblichen dinge über 'keine schmerzen', redet von der 'schnellen erlösung'. die besitzerin redet davon, dass es nicht leiden solle, das arme tier.

dann redet man über die entsorgung des meerschweins.

"nein, wir haben nur eine terasse, und bei den nachbarn, da wollen wir es nicht vergraben." sagt sie. "es kommt dann in die entsorgung.", sagt der tierarzt.

dann geht die tür vom behandlungszimmer auf, er geht einmal durch den op durch, grüsst mich und die katze, freundlich, holt aus einem nebenraum ein medikament, rotweisse pappschachtel, geht wieder ins behandlungszimmer.

ich höre sie während des tods des meerschweins reden. über andere meerschweine die das gleiche schicksal erleiden mussten.

dann ist es vorbei.
keine veränderung in der atmosphäre. eine meerschweinseele weniger. sicher wird sie höher wiedergeboren.
schön.

so passend alles, heute.
an diesem so abgefuckten tag.
alles so perfekt ge-scripted, seit gestern. ach was, seit dem anfang.
too fucking circular for my liking.

[einmal das zeug in der rotweissen pappschachtel. die variante für gefühle, bitte.]